Von Thomas Dieckhoff – WAZ Gladbeck | Foto: Oliver Mengedoht
Der VfL Gladbeck empfängt in der Handball-Regionalliga den Spitzenreiter und setzt auf den Faktor Riesener-Halle. Die Zahlen sprechen für sich.
„Es ist super wichtig, dass wir zu Hause spielen.“ Das sagt Thorben Mollenhauer, der Trainer des Handball-Regionalligisten VfL Gladbeck. Seine Mannschaft ist mit 3:7 Punkten schwach in die Saison gestartet und trifft nun auf Drittliga-Absteiger und Aufstiegsmitfavorit LIT 1912 II. Der Coach baut dabei auch auf den Faktor „Riesener-Halle“. Ist das eigentlich berechtigt?
Oder handelt es sich dabei nur um eine gefühlte Wahrheit? Die Frage, ob die Gladbecker in den eigenen vier Wänden tatsächlich eine Klasse für sich sind oder nicht, lässt sich mit einem Blick in die Statistik beantworten. Die Antwort fällt eindeutig aus – und sollte den VfL hoffen lassen und seinen Fans Mut machen.
37 Heimspiele in den vergangenen fünf Jahren haben die Rot-Weißen in der Ober- beziehungsweise in der Regionalliga ausgetragen. 30 Partien gewannen die Rot-Weißen, dreimal teilten sie die Punkte und nur viermal verließen sie als Verlierer die Platte an der Schützenstraße.
In der jüngeren Vergangenheit hat nur der HC Westfalia Herne in Gladbeck gewonnen
Noch beeindruckender: Seit der Runde 2021/2022 gewann in einem Punktspiel in der vierten Liga nur eine einzige Mannschaft in der Riesener-Halle. Das war der HC Westfalia Herne, der vor einem halben Jahr denkbar knapp mit 23:22 die Oberhand behielt.
Der Ex-VfLer Christoph Enders hat kürzlich versucht zu erklären, was es für die Gladbecker Spieler bedeutet, an der Schützenstraße anzutreten. „Die Riesener-Halle“, so der Kreisläufer, der mittlerweile für den Top-Oberligisten HSG am Hallo Essen aktiv ist, „sorgt dafür, dass der VfL quasi mit einem Mann mehr spielt.“ In anderen
Die Lautstärke in der Halle, die hitzige und mitunter auch hektische Atmosphäre – all das macht natürlich etwas mit der gastgebenden Mannschaft, mit den Kontrahenten und auch mit den Schiedsrichtern, wobei sich letzteres wahrlich nicht immer als ein Vorteil für den VfL Gladbeck erweist. Schon manch Unparteiischer hat, beeindruckt von der speziellen Stimmung in der Halle, den Kopf und die Linie verloren.
Heiner Preute hat die Handballer des VfL Gladbeck fit gemacht
Die VfLer dagegen, die lieben dieses besondere Flair. „Ich hoffe“, sagt daher Mollenhauer mit Blick auf die Partie gegen den noch ungeschlagenen Tabellenführer aus Nettelstedt und Hille, „dass wieder viele kommen.“ Dagegen spricht nichts.
Am Wochenende ist das Handball-Programm in der Region noch sehr überschaubar, der mit einigen Ex-Profis und Toptalenten wie Tjorven Till Stuhrhahn gespickte Gegner könnte attraktiver kaum sein und zu Hause haben die Rot-Weißen schließlich auch in dieser Saison schon wieder geliefert: Am ersten Spieltag trennten sie sich von den Sportfreunden Loxten, die zu den Aufstiegsaspiranten zählen, 34:34, und gegen die ebenfalls hoch gehandelte Zweitvertretung des TSV GWD Minden gab es einen verdienten 33:29-Sieg.
Und doch richtet es das tolle Publikum natürlich nicht alleine. Gefordert ist zunächst einmal die Mannschaft des VfL Gladbeck. Die hat die dreiwöchige Spielpause genutzt, um sich unter der Regie von Leichtathletik- und Bobtrainer Heiner Preute fürs Restprogramm bis Weihnachten fit zu machen und um Defizite aufzuarbeiten.
Der VfL Gladbeck hat mehr Tore kassiert als das Schlusslicht
Das größte Manko bisher: die Abwehr. In der Defensive muss das Team von Mollenhauer besser werden. In den ersten fünf Spielen klingelte es schon 162-mal im Tor des VfL Gladbeck. Zum Vergleich: das noch sieg- und punktlose Schlusslicht TuS 09 Möllbergen hat erst 137 Treffer kassiert und der Tabellenvorletzte TG Hörste 159.
„Darauf lag unser Fokus“, verrät Mollenhauer, „es ging und geht in den Trainingseinheiten um Absprachen, aber auch um das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torwart.“ Dass das alles nicht von heute auf morgen geht, hat das Testspiel gezeigt, das die Rot-Weißen zuletzt bei Oberliga-Spitzenreiter HTV Hemer absolviert haben. Der VfL kassierte im Sauerland eine 36:39-Niederlage. Dass die 39 Gegentore Mollenhauer nicht geschmeckt haben, versteht sich von selbst.
Der VfL-Trainer und sein Team wollen sich aber nicht verrückt machen lassen vom drittletzten Tabellenplatz, von den 3:7 Punkten und dem bärenstarken Gegner (Mollenhauer: „LIT ist supergut, das ist eine der Topmannschaften“). Sie setzen auf ihr eigenes Können und, klar, auch auf den Faktor Riesener-Halle.
Das Spiel gegen LIT 1912 II steigt am 26. Oktober um 19.30 Uhr
Der Trainer: „Wir müssen die Ruhe bewahren. Wir wissen, dass wir in der Lage sind, auch gegen gute Mannschaften zu gewinnen.“ Letzteres habe seine Mannschaft in der Begegnung mit der Mindener Zweiten bereits unter Beweis gestellt.
Ausgetragen wird das Spiel gegen LIT 1912 II am Samstag, 26. Oktober, um 19.30 Uhr.