Jessica Steiger meldete am vergangenen Wochenende beim internationalen Schwimm Festival“ auf der Kurzbahn in Aachen. Auf dem traditionell top besetzten Wettkampf starten z.B. Schwimmgrößen wie Olympiasiegerin Ranomi Kromowidjojo sowie Vizeweltmeisterin Femke Heemskerk aus den Niederlanden. „Die niederländische National-mannschaft nutzt diesen Wettkampf als einen Qualifikationswettkampf für die Weltmeisterschaften“, wusste
Trainerin und Mutter Sandra Steiger zu berichten. Insgesamt starteten dort 23 Europameisterschaftsteilnehmerinnen-
und Teilnehmer. Das Meeting gilt als das bestbesetzte Kurzbahnmeeting Deutschlands.
„Es ging darum mal einen Eindruck zu bekommen, wie Jessica aktuell so drauf ist“, so Trainer Harry Schulz. „Sie hat zwar
am Donnerstag ein hartes Trainingsprogramm mit 10 Kilometern Schwimmstrecke gepaart mit entsprechendem Krafttraining hinter sich gebracht, jedoch ging es zudem darum Wettkampfhärte aufzubauen“, so Schulz.
Steiger, bewies eben diese Härte und schwamm sich gleich bei ihrem ersten Start über 50m Schmetterling in 00:27,47 min. als Vierte ins dann am Abend statt findende Finale. Nur kurze Zeit danach kletterte sie für die Distanz von 200m Brust auf die Aachener Blöcke. Sie schwamm mit nur einer Hundertstelsekunde Rückstand auf die vorderen Plätze auf einen hervor-ragenden fünften Platz. „Das tat kurz nach 50m Schmetterling richtig weh“, so Steiger. Dies sollte neben dem Finale aber am Samstag noch nicht der letzte Start für Steiger sein. Mit 00:25,65 min. und damit einer sehr guten Zeit über 50m Freistil, auf der undankbaren Außenbahn 6, fehlte ihr am Ende erneut nur ein Hauch zur Finalqualifikation. „Es ist manchmal aber auch verhext“, blieb Jessica Steiger nach dem Rennen dennoch wie immer gut gelaunt.
Schließlich stand ja am Abend noch ihr Finale auf dem Programm. Es war ein rein deutsch-holländisches Finale. Nur mit einer Besonderheit. Bei sechs Finalteilnehmerinnen sah sich eine einzige Deutsche, Jessica Steiger, einer holländischen Übermacht von fünf Oranjes gegenüber. Bei der 25m-Wende lag Steiger noch ein Stück hinter den Niederländerinnen und schaffte auf den letzten 10 Metern die Überraschung. Sie schwamm in einem unwiderstehlichen Schlussspurt zu einer neuen persönlichen Bestzeit, die zudem einen neuen Bezirksrekord bedeutete, auf den Bronzerang. Ihre Anhänger und Trainer waren regelrecht aus dem Häuschen. „Das war wirklich klasse“, urteilte Sandra Steiger.
Tags darauf stand erneut mit 200m Lagen, 100m und 200m Freistil sowie 100m Schmetterling ein hartes Programm für Steiger in der Stadt der Printen auf dem Plan. Doch Steiger sollte alle überraschen. Die zuerst gestarteten 100m Freistil absolvierte sie in 00:56,05 min.. Eine Zeit, mit der ihr Trainerstab mehr als zufrieden war. „Zu diesem Zeitpunkt“, so Trainer Schulz nichts ahnend was noch kommen würde, „eine wahrlich gute Zeit für Jessica“. In der Gesamtwertung erreichte sie damit Rang neun.
Über 100m Schmetterling platzte dann so nicht erwartet ein Knoten. In 1:00,93 min. qualifizierte sich Jessica Steiger als Dritte für das Finale am Nachmittag. Kurz darauf musste sie bereits wieder in Schwimmbecken springen und 200m Lagen schwimmen. Direkt neben ihr die bereits erwähnte Femke Heemskerk. „Das hat schon wirklich motiviert“, so Steiger. Heemskerk schwamm fast nebenbei einen neuen Landesrekord. Unbeirrt dessen schlug das schwimmerische Aushänge- schild Gladbecks als Vorlaufzweite in einer tollen Zeit von 2:14,90 an.
Kaum Zeit um Luft zu holen blieb ihr, da dann schon wieder die nächste Strecke, die 200m Freistil, auf dem Programm standen. Hier zollte die VfL-erin dann doch ein wenig dem harten Programm Tribut und landete auf Rang 10. „Die Zeit von 2:01,39 min. gehen aber dennoch nach dem Vorprogramm voll und ganz in Ordnung“, urteilte Trainerin und Mutter Sandra Steiger.
Nachmittags ging es dann hoch motiviert in die Finals auf 100m Schmetterling und 200m Lagen. Zwischen beiden Finals lagen abermals nur wenige Minuten !!! Erneut eingekeilt nur von Oranjeschwimmerinnen und somit wieder die einzige deutsche Finalteilnehmerin über 100m Schmetterling sah sie sich der holländischen Elite gegenüber. „Die Schmetterlings-strecke sah bei Jessica klasse aus und die Endzeit legt dafür ja auch das Zeugnis ab“, so Sandra Steiger. 00:59,97 min. bedeuteten nicht nur neue Bestzeit und Bezirksrekord (verbessert um mehr als eine halbe Sek.!), sondern auch zum allerersten Male unter der Schallmauer von einer Minute. Belohnt wurde sie dann dafür mit silbernem Edelmetall. „Ich freue riesig mich über das Durchbrechen dieser Schallmauer“, war Jessica Steiger happy.
Minuten später kletterte sie erneut im Finale über 200m Lagen auf den Block. Diesmal hieß es zwei Deutsche gegen vier Niederländerinnen. Neben Steiger forderte auch Julia Schnorrbusch aus Hamburg die Oranjes heraus. Platz 1 ging wie schon im Vorlauf an die Niederlande. Steigers Zeit von 2:14,02 min. und damit nach Trainereinschätzung in einer super Zeit am Ende des Mammutprogramms, wurden dann erneut mit Silber belohnt.
Die drei Trainer Harry Schulz, Sandra Steiger und Waldemar Götze waren mächtig stolz auf ihren Schützling. Jedoch kam man auch schnell wieder auf den Punkt.: „Es war ein so nicht erwarteter, hervorragend von Jessica absolvierter Wettkampf. Aber nach dem Wettkampf ist vor dem Wettkampf und am Montag geht es direkt wieder ins Training“.
Text und Bild: Ralf Steiger