Vor der Drittliga-Abstiegsrelegation, die am Samstag, 24. Mai, in Beckdorf bei Hamburg ausgetragen wird, nimmt die WAZ den VfL Gladbeck und den SV Salamander Kornwestheim näher unter die Lupe.
In 60 Minuten fällt die Entscheidung: Der Gewinner des Spiels zwischen dem VfL Gladbeck und dem SV Salamander Kornwestheim kämpft auch in der Saison 2014/2015 in der Dritten Handball-Liga, der Verlierer muss in einer weiteren Partie noch einmal ran und darauf hoffen, dass kurzfristig ein weiterer Startplatz frei wird. Vor der Abstiegsrelegation, die am Samstag, 24. Mai, in Beckdorf bei Hamburg ausgetragen wird, nahm die WAZ die beiden Kontrahenten unter die Lupe.
Die Saison
Der VfL Gladbeck beendete in der Weststaffel die Runde mit 19:41-Punkten und 839:904-Toren auf dem drittletzten Tabellenplatz. Nach einem guten Saisonauftakt (4:0-, 6:4-Punkte) geriet das Team von Trainer Holger Krimphove– bedingt auch durch Verletzungspech – aus dem Rhythmus. 2:22-Zähler aus elf Spielen ließ den VfL in akute Abstiegsgefahr geraten.
Der SV Salamander Kornwestheim, der unerwartet aufgestiegen war, benötigte in der Südstaffel fast die komplette Hinrunde, um sich an das höhere Tempo und die Spielstärke der neuen Konkurrenten zu gewöhnen. Nach diesem Lernprozess lief es aber – ehe es am Saisonende drei Niederlagen in Folge setzte. 21:39-Punkte und 802:871-Tore bedeuteten den drittletzten Platz.
Die aktuelle Form
Der VfL Gladbeck holte aus den letzten fünf Ligaspielen 4:6-Punkte. Dabei gab’s unter anderem eine völlig verdiente Pleite bei dem zu diesem Zeitpunkt bereits als Absteiger feststehenden Tabellenschlusslicht TSG A-H Bielefeld. Das Saisonfinale gewannen die Rot-Weißen gegen eine ersatzgeschwächte SG Schalksmühle-Halver mit 30:27, dabei boten sie allerdings keine überzeugende Leistung.
Der SV Salamander Kornwestheim errang 3:7-Punkte aus den letzten fünf und 0:6-Zähler aus den letzten drei Meisterschaftspartien. Allerdings bekam es das Team aus Baden-Württemberg zum Saisonfinale mit Mannschaften aus der Top Fünf der Abschlusstabelle zu tun.
Die Schlüsselspieler
In Max Krönung steht im Aufgebot des VfL Gladbeck der zweitbeste Torschütze der Weststaffel. Dem 23-jährigen Rückraumlinken, der aus der Jugendabteilung des Tusem hervorgegangen und der für die Essener ein paar Mal sogar in der Bundesliga zum Einsatz gekommen ist, glückten 241 Treffer. Michael Kintrup, im rechten Rückraum zu Hause, kehrte nach der Winterpause vom Bundesligisten HBW Balingen-Weilstetten nach Gladbeck zurück. Der 25-Jährige wusste sofort wieder zu überzeugen, in zehn Spielen erzielte er 58 Tore.
Kevin Wolf ist der Kopf der Kornwestheimer Mannschaft und ihr zweitbester Torschütze. Für den 22-jährigen Mittelmann standen am Saisonende 156 Treffer zu Buche. Wolf stammt aus der Nachwuchsabteilung des SVK und verfügt aus seiner Zeit bei der SG Haslach/Herrenberg/Kuppingen über Zweitliga-Erfahrung. Erfolgreichster Kornwestheimer war der Rückraumlinke Dennis Gabriel, der 161-mal ins Schwarze traf. Damit belegte er in der Torschützenliste der Südstaffel Platz acht.
Die Torhüter
Der VfL Gladbeck verfügt in Tim Deffte und Andy Tesch über zwei Keeper, die an guten Tagen ihren Kasten vernageln können. Deffte ist Kapitän und seit einigen Wochen auch sportlicher Leiter.
Tobias Tauterat trägt beim SV Salamander Kornwestheim die Nummer zwölf auf dem Trikot, tatsächlich ist er aber die Nummer eins und der Kapitän. Christoph Schach kam erst während der Saison, um auszuhelfen. Auf der Torhüterposition gilt der SVK als gut besetzt.
Die Trainer
Siegbert Busch ist erst seit Ende April wieder Trainer des VfL Gladbeck. Busch, der zudem Vorsitzender des Gesamtvereins und Leiter der Handball-Abteilung ist, löste Holger Krimphove nach der Pleite in Bielefeld ab. Der erfahrene Übungsleiter, der 1989 den DSC Wanne-Eickel in die Bundesliga und 2004 den VfL Gladbeck in die damalige Regionalliga West führte, wird nach der Relegation vom Trainerposten zurücktreten. Sein Nachfolger ist Sven Deffte, der in Beckdorf sein letztes Spiel für die Rot-Weißen bestreiten wird.
Mirko Henel trainiert seit vier Jahren den SV Salamander Kornwestheim. Unter seiner Regie stieg das Team in der vergangenen Saison überraschend in die Dritte Liga auf. Der Coach ist im Handball-Westen kein Unbekannter, u. a. spielte er für die HSG Düsseldorf in der Zweiten Liga. Henel legt nach der Abstiegsrunde ein Sabbatjahr ein. Seinen Job übernimmt Hans Christensen, ein dänischer Ex-Profi.
Die Vereine
Die Handball-Abteilung im VfL Gladbeck verfolgt das Ziel, Talente auszubilden und in der ersten Mannschaft zum Zuge kommen zu lassen. Das funktionierte in der Vergangenheit sehr gut, Leistungsträger wie die Deffte-Brüder, Heiko Brandes, Pascal Kunze oder Thorben Mollenhauer stammen aus dem eigenen Nachwuchs. Und in Michael Hegemann und Frank Schumann schafften es zwei ehemalige VfL-er in die Erste Liga und sogar in die Nationalmannschaft.
Der SV Salamander Kornwestheim baut noch stärker als der VfL auf die Jugendarbeit. 13 Akteure aus dem aktuellen Kader von Mirko Henel stammen aus dem eigenen Nachwuchs. Der Verein, der 2006 durch die Fusion des 1. FV Salamander Kornwestheim, gegründeten TV Kornwestheim und der ESG Kornwestheim entstand, blickt zudem auf eine erfolgreiche Vorgeschichte zurück: Der TV Kornwestheim war nämlich sieben Jahre lang in der damaligen Zweiten Liga Süd vertreten.
Quelle: derwesten.de – Thomas Dieckhoff | Foto: Lutz von Staegmann