Auf die nächsten 100: Der VfL Gladbeck feiert seinen 100. Geburtstag

14. Nov 2021

Von Tim Tersluisen | Fotos/Videos von Rainer Krüger und Tim Tersluisen

Der VfL Gladbeck hat am vergangenen Samstag (13.11.2021) in der Mathias-Jakobs-Stadthalle seinen 100. Geburtstag gefeiert. Anlässlich des Jubiläums hat der VfL ein Buch herausgegeben, welches die Vereinsgeschichte, modern und locker aufbereitet, wiedergibt. Das Buch wurde im Rahmen der Feierstunde der Öffentlichkeit vorgestellt.

Fein herausgeputzt zeigte sich die Gladbecker Stadthalle am Samstagabend. Rot war die dominierende Farbe, die einen deutlichen Hinweis auf den Hausherrn gab. Banner, Tischdekorationen und stimmungsvoll gedimmtes, akzentuiertes Licht bereiteten den Rahmen für die VfL-Feier. 250 Plätze für geladene Gäste und von den Abteilungen ausgesuchte Ehrenamtliche standen bereit- etwas weniger als eigentlich gewünscht. Jedoch ließ die Covid-19-Situation nicht mehr Personen zu. Der VfL konnte sich glücklich schätzen, die Freigabe von der Stadt und dem Kreis erhalten zu haben, um unter 3G-Regeln und mit Hygienekonzept einen Abend voll Freude, Geschichten und Besinnung begehen zu dürfen.

Programm mit Musik, Tanz und Talk

Neben den Festreden der geladenen Gäste wurde der Abend besonders durch die Darbietungen aus Kunst und Talk-Kunst aufgewertet. Das Intro und als Intermezzo spielte die Violinistin Lilly Rahe klassische und zeitgenössische Musik und verlieh dem Abschnitt eine besondere Note. Begeistern konnte außerdem die Kinder-Sport-Schule von Christina Ronczek. Ihre Kindergruppen trugen eindrucksvoll und mutig vor, wie viel Freude der Sport bereitet. Ganz ohne Hemmungen zeigten die 6-12 Jahre alten Kinder ihre einstudierten Tänze. Die Freude der Gäste war groß, ebenso der belohnende Applaus, der nicht abebben wollte.

Ganz langweilig wäre es trotz der Kunstdarbietungen gewesen, wenn Tim Deffte, Abteilungsleiter Handball, nicht durch den Abend geführt hätte. Mit flotten und launigen Sprüchen verstand er es den Ablauf zusammenzuweben. Mit Interviews verlieh er Einblick in die VfL-Geschichte und das Leben von Sporttreibenden.

Vereinsgeschichten

Es gibt nichts Besseres, als Informationen aus erster Hand zu erhalten. Dies bewies das erste Interview des Abends, das Moderator Tim Deffte mit Siegbert Busch führte. Letzterer bekleidet das Amt des Ersten Vorsitzenden bereits seit gut 20 Jahren. Wenig verwunderlich, dass er viel über das Leben im Verein, die Schwierigkeiten in dessen Entwicklung und in der Vereinsausrichtung zu berichten weiß. Ein Blick auf die Geschichte des VfL zeichnete eine Abfolge von Gründungseuphorie, Einschränkungen und Vereinsverbot unter der Nazidiktatur bis hin zur Kreation von Rehasport und der Kinder-Sport-Schule. Die Abfolge war bewegend, nachdenklich stimmend und fröhlich zugleich. Ging es doch durchweg um das schönste Hobby: Sport treiben.

Da Siegberts Zeit im VfL stark vom Handball beeinflusst war, durften besonders Geschichten aus dem Bereich nicht fehlen. Er erzählte von im Publikum anwesenden Größen wie Timo Marcinowski und Michael Hegemann, aber auch von Tim Deffte. Beide verbindet, wie bei vielen anderen auch, eine jahrelange Handballgeschichte. Tim erinnerte sich an seinen ersten Vertrag, den er als junger Erwachsener mit Siegbert unterzeichnete. Ganz beeindruckt von Siegberts Polizeiuniform und seinem ehrwürdigen Dienstzimmer der Gladbecker Polizei. Hierhin hatte Siegbert Busch ihn zur Vertragsunterzeichnung eingeladen.

100 Jahre: Das Buch zum Vereinsleben

Noch vor Beginn der Corona-Pandemie starteten die Planungen für die 100-Jahre-Feier des VfL Gladbeck. Eine große Feier sollte es werden: Für die Mitglieder und deren Familien, für VfL-Freunde und für unsere Gönner. Ideen wurden geboren und wieder verworfen. Möglichkeiten wurden eruiert: Maschinenhalle Zweckel, Freibad mit Überbauen der Wasserfläche, Stadthalle… Neben allen Ideen zur Ausgestaltung einer großen Feier stand fest: Als Echo der VfL-Geschichte sollte ein Buch entstehen. Ein Buch hat Bestand, ein Buch bleibt. Schnell hatte Siegbert Busch ein Redaktionsteam berufen. Maria Lüning-Heyenrath, ehemalige Redaktionsleiterin der WAZ Gladbeck, leitete das Redaktionsteam und präsentierte das Buch auf der VfL-Feierstunde.

Maria Lüning erinnert sich, die ersten Redaktionssitzungen noch ungezwungen abgehalten zu haben. Das war früh im Jahr 2020. Corona war ein Begriff aus Fernost, was sich jedoch schnell ändern sollte. Die Redaktionssitzungen wurden zunächst nach draußen verlagert. Von Mal zu mal wurden Abstände und Schutzmaßnahmen umfangreicher, bis schließlich die Redaktionstreffen nur noch online per Teams durchgeführt werden konnten. Dennoch entstand ein gelungenes Werk, das viel über den VfL erzählt. Die Redaktionsmitglieder Siegbert Busch, Tim Deffte, Thomas Dieckhoff, Otto Holzer, Mede Schwier, Tim Tersluisen und Birgit Waschelewski haben viel Material zusammengetragen. Es wurde viel diskutiert, gesichtet, strukturiert und nachgeforscht. Es war nicht einfach, sich für oder gegen Inhalte zu entscheiden, war der Platz im Buch doch begrenzt und das Materialangebot groß. Das Ergebnis zeigt, dass sich die Mühen gelohnt haben. Entstanden ist ein VfL-rotes Werk, in dem jeder gerne nachliest und zwischen Nostalgie und Moderne schwelgen kann.

Im Rampenlicht: Anne Berger, Jessica Steiger und Michael Hegemann

Im aktuellen Zeitbezug war es wichtig, auch einen Blick auf die herausragenden Sportler*innen zu werfen. Anne Berger, Jessica Steiger und Michael Hegemann verbinden Höhen und Tiefen, die ein jeder Sportler durchlebt.

Anne Berger, Leichtathletin des VfL Gladbeck, kann eine beachtliche Bilanz aufweisen:  Deutsche Hochschulmeisterin im Stabhochsprung 2020, Deutsche Vizemeisterin weibliche Jugend U20 in der Halle und Teilnehmerin an der Junioren-Europameisterschaft 2021 in Tallin. Sie berichtet von ihrem Weg zum und im Stabhochsprung, auf dem sie glücklicherweise ohne größere Blessuren verblieben ist.

Große Enttäuschung war ein Bestandteil dieses Wegs: Ihre Leistung von 4,25m Höhe (persönliche Bestleistung) wurde aufgrund eines Reglement-Defizits nicht anerkannt. Nach höchster Freude, weil die Leistung die Qualifikation für die U23-EM bedeutet hatte, kam also die bittere die Ernüchterung. Anne Berger nahm aber diese Episode analytisch an und machte weder sich noch anderen Vorwürfe. Ihre Sichtweise: „Die Regeln stehen schwarz auf weiß irgendwo zum Nachlesen.“ Regeln sind eben Regeln; sie dienen dazu, Gerechtigkeit zu schaffen. Diese Sichtweise führte beim Publikum zu spontanem, anerkennendem Applaus.

Für die Zukunft sieht Anne Berger alles offen. Sie freut sich auf eine weitere, erfolgreiche Zeit mit ihrem Trainer Christian Bludau. Diesem dankt Anne mehrfach für dessen ehrenamtliches Engagement. Die abschließende Frage, wie sie ihr Medizinstudium und den Leistungssport nebeneinanderher meistert, kontert Anne mit: „Einfach machen.“ Wieder ertönt lauter Applaus.

Jessica Steiger, Kind einer „positiv-bekloppten Sportlerfamilie“, kann ebenfalls auf eine beachtliche Leistungsbilanz herabsehen. Die Spitzen-Schwimmerin ist achtfache Deutsche Jahrgangsmeisterin, zehnfache Deutsche Meisterin, deutsche Rekordhalterin über 200m Brust und Teilnehmerin an unzähligen internationalen Meisterschaften in deutschem Auftrag.

Als Tochter von Olympiateilnehmerin Sandra Dahlmann bekam Jessica das Schwimmen in die Wiege gelegt. Getragen von einer großartigen Abteilung entwickelte sich Jessica zusehends zur Spitzenschwimmerin. Ebenso wie Anne Berger, hatte auch Jessica in ihrer sonst famosen Karriere einige Tiefen durchschritten. Zunächst sollte sie nach einer schweren Knieverletzung nie wieder Brust schwimmen können. Sie bewies das Gegenteil. Mit Ehrgeiz, Muskelaufbautraining und eisernem Willen kämpfte sie sich wieder ins Wasser zurück und hängt dort die Konkurrenz sogar mit Brust-Beinschlag ab. Später zerstörte dann die Corona-Pandemie die Träume von ihrer Olympia-Teilnahme. Die Spiele wurden verschoben und die neuerliche Qualifikation misslang. Jessica blickt dennoch nach vorne. Mit zwei abgeschlossenen Studiengängen ist sie für die Zeit nach dem Hochleistungssport gut gerüstet. Das Publikum im Saal zollt auch Jessica großen Beifall.

Auch Handball-Weltmeister Michael Hegemann weiß viel zu berichten. Sein Weg startete beim VfL Gladbeck und gipfelte im Gewinn der Handball-Weltmeisterschaft im Jahr 2007.
Michael erinnert sich zurück an die Entwicklung der Handballabteilung, die unter Siegbert Buschs Führung steigend bessere Bedingungen fürs Handballspielen bereitete. So angetrieben startete er bereits als 17-Jähriger durch und wurde vorzeitig in der ersten Mannschaft eingesetzt. Mit dieser erfolgten die Aufstiege in die Landes-, Verbands- und Oberliga. Vom VfL Gladbeck ging es dann zur SG Solingen. 2004 erfolgte der erste internationale Einsatz gegen Island. Eine Mischung aus Ehrfurcht und Anspannung trugen Michael Hegemann damals über die Platte. Das erstmalige Hören der Nationalhymne war für ihn ein ganz besonderer Moment. Letztendlich sollten 57 Einsätze mit 70 Toren Michaels internationale Bilanz bilden.

Der VfL Gladbeck verneigt sich vor seinen Spitzensportlern. Lang anhaltender Applaus des Publikums sind an diesem Abend der beste Beweis dafür.

Stelldichein des Who’s who

Eingeladen und erschienen waren die bekanntesten Namen aus Politik, Wirtschaft und Sport, die Wegbegleitende des VfL Gladbeck sind und waren.

Allen voran durfte Siegbert Busch, Erster Vorsitzender des Vereins, die Gladbecker Bürgermeisterin Bettina Weist begrüßen. Als Vertreter der Stadtverwaltung waren zudem Rainer Weichelt (Erster Beigeordneter der Stadt Gladbeck), Dieter Bugdoll (Leiter des Amtes für Integration und Sport) sowie der Abteilungsleiterin Sport, Julia Schmidt, erschienen.

Für den Rat der Stadt sowie die Ratsfraktionen konnten Andreas Schwarz (Vorsitzender Sportausschuss), Wolfgang Wedekind und Mario Sommerfeld (beide SPD), Dieter Ryhmann und Robert Ernst (beide CDU) sowie Michael Tack (FDP) begrüßt werden.

Aus dem Bereich Sport hatte sich der stellvertretende Präsident des Landessportbunds NRW, Diethelm Krause, eingefunden. Zudem vertaten Rainer Peters und Petra Völker den Kreissportbund sowie Brigitte Frericks-Bösch den Stadtsportverband.

Aus dem großen Kreis der Gönner und Förderer des VfL waren anwesend Dr. Bernd-Josef Brunsbach (Geschäftsführer der ELE), Markus Steiner und Jan Büser (beide Vorstände der Sparkasse Gladbeck) und Rainer Künne mit Sohn (Gerüstbau Berger).

Für die Gladbecker Sportvereine zeigten sich Mario Lobert und Heidi Kluge (SV13), Karsten Krügerke (TV Gladbeck) und Christa Oehmke (SfBB). Als besondere Ehre haben alle Anwesenden empfunden, dass die beiden Mitglieder Siegfried Appel und Rolf Weichert an der Feierstunde teilnahmen. Beide sind seit stattlichen 75 Jahren Mitglied im Verein.

Unser Dankeschön

Unser Dank gilt allen Ehrenamtlichen und Helfenden, die diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Speziell danken wir dem Orga-Team: Anja Rückmann und Inge Busch, Fredi Rückmann, Tim Deffte, Birgit Waschelewski und Tim Tersluisen.

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