Der Neusser HV reist am 31.08.2013 mit Personalsorgen zu seinem Drittliga-Debüt beim VfL Gladbeck.
Am Sonntag möchte René Witte den Geburtstag seines Vaters feiern. Als Geschenk würde er ihm am liebsten die ersten Drittliga-Punkte in der Vereinsgeschichte des Neusser Handball-Vereins mitbringen. „Aber ich bin mir nicht sicher, ob es dazu reicht“, sagt Witte mit Blick auf den ersten Auftritt des Aufsteigers morgen Abend (Anwurf um 19.30 Uhr in der Riesener Sporthalle an der Schützenstraße) beim VfL Gladbeck.
Einem Gegner, der vom Kaliber des Neusser HV sein könnte. Allerdings nur dann, wenn die Gäste anders auftreten als zuletzt bei der 23:34-Pokalpleite gegen den TV Korschenbroich. Oder auch als beim Pirates-Cup des Leichlinger TV, wo sie im Spiel um Platz fünf mit 14:18 an eben jenen Gladbeckern scheiterten. Witte fordert mit Blick auf diese beiden Partien zweierlei von seinen Schützlingen: Erstens, dass sie „eine bessere kämpferische Einstellung“ an den Tag legen – was die eher leichter zu erfüllende Forderung sein dürfte. Zweitens, dass sie mehr Cleverness aufs Parkett bringen sollen.
Was nicht so ganz einfach sein dürfte. Schließlich mangelt es den Neussern selbst im Vergleich mit dem vor einem Jahr in die Dritte Liga aufgestiegenen Gladbeckern an Routine. „Das ist eine ganz erfahrene Truppe“, sagt Witte über den Kader seines Kollegen Holger Krimphove und denkt dabei neben dem Torhütergespann Tim Deffte und Andreas Tesch vor allem an den Rückraum. Der verlor zwar in Michael Kintrup seinen besten Torschützen an Erstligist Balingen, ist mit dem aus Hagen gekommenen Ruwen Thoke, Max Krönung und Thorben Mollenhauer trotzdem bestens besetzt. „Da müssen wir schon richtig gut in der Deckung stehen und dürfen nicht so viel Ehrfurcht haben wie vor den Korschenbroichern“, fordert der Trainer.
Der bei diesem Unterfangen möglicherweise auf drei Spieler verzichten muss: Kai Funke, zweiter Mann am Kreis hinter Philipp Schneider, zog sich im Endspiel des Rhein-Erft Cups in Pulheim, das der NHV mit 19:16 gegen die HSG Siebengebirge-Thomasberg gewann, einen Riss des Außenbandes, mit dem er „mindestens vier bis sechs Wochen ausfällt“, sagt Witte und bedauert: „Schade, er hatte gerade gut den Anschluss geschafft.“
Bei den anderen beiden hegt er noch die Hoffnung, dass sie morgen Abend dabei sein können: Jan Kerssenfischer plagt sich mit einer Verspannung im Nacken, der andere Neuzugang Christopher Klasmann mit einer Grippe herum. So oder so, für René Witte steht fest: „Wir müssen uns ganz schnell an die neue Atmosphäre in der Dritten Liga gewöhnen, sonst haben wir keine Chance.“
Die hat der NHV morgen vielleicht deshalb, weil die Gladbecker nach ihrer ersten Drittliga-Saison, die sie auf Rang 13 abschlossen, eine hohe Fluktuation zu verzeichnen hatten: „So einen personellen Umbruch habe ich beim VfL noch nicht erlebt“, sagt Torhüter Tim Deffte angesichts von jeweils sechs Zu- und Abgängen.
Quelle: ngz – Volker Koch | Foto: Linda Hammer