Es gibt tragische Ereignisse, für die jedem die Worte fehlen. Und dennoch muss über das Unfassbare berichtet werden. In der Nacht zum Freitag ist Andreas Tesch verstorben.
Der Handballer der Ahlener SG war am Abend nach dem Training im Kreise seiner Mitspieler zusammengebrochen und konnte trotz Einsatz der Rettungskräfte noch vor Ort und des Transports ins Krankenhaus nicht mehr wiederbelebt werden.
Sowohl Trainer Sascha Bertow, der noch bis zum Morgen mit Teschs Familie und Angehörigen im Krankenhaus verblieben war, als auch seine Handball-Freunde waren am gestrigen Freitag emotional nicht in der Lage, die dramatischen Ereignisse zu kommentieren. „Das kann gar nicht real sein“, so ein Mitspieler des 31-Jährigen. „Niemand, der Teschi kannte und mit ihm zusammen war, kann das fassen.“ Für Teschs Freunde und die Mannschaft wurde ein Seelsorger bestellt, der für Gespräche bereitsteht.
Im April 2016 hatte Tesch an seiner alten Wirkungsstätte beim VfL Gladbeck den Aufstieg in die 3. Liga mit den Ahlenern perfekt gemacht. Und in den folgenden drei Jahren war der gebürtige Gelsenkirchener der Rückhalt der Mannschaft: auf dem Feld emotional, abseits davon eher bescheiden und zurückhaltend.
Der ehemalige ASG-Schlussmann stellte seine Leistung – auch wenn sie herausragend war – nie in den Vordergrund. „Dass wir gewonnen haben“, sagte er mehr als einmal, „ist der Verdienst der Deckung, die hervorragend gearbeitet hat.“ Aber seinen Mitspielern war immer klar, wer den entscheidenden Anteil am Erfolg hatte.
Tesch hat nicht nur bei der Ahlener SG seine Fußstapfen hinterlassen. Bei der DJK Winfried Huttrop in Essen hat er mit seinem Zwillingsbruder Alexander das Handballspielen erlernt. Weitere Stationen waren TUSEM Essen, VfL Gladbeck, VfL Eintracht Hagen, der Soester TV und erneut der VfL Gladbeck.
Erst vier Tage vor Heiligabend hatte Tesch das Trikot der ASG in der Hagener Krollmann-Arena nach seinem Rücktritt zum Saisonende noch einmal übergestreift. „Für den Fall der Fälle“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Aber nur, wenn es bei den beiden jungen Torhütern Maurice Berends und Sven Kroker nicht laufe. Bei der 22:33-Niederlage musste er nicht aktiv eingreifen, denn seine Nachfolger machten trotz der Pleite einen ordentlichen Job.
Tesch sah sein Einsatzgebiet in Zukunft abseits des Handballfelds. Er wollte seine Erfahrung an die Youngster weitergeben und auch die Abwehrreihe im Zusammenspiel mit den Torleuten verbessern. Denn als der ehrgeizige Routinier noch zwischen den Alupfosten stand, dann konnte es auf der Platte schon mal laut werden. Tesch stellte sich die Deckung so, wie er sie brauchte. Und genau das, wollte er seinen Nachfolgern beibringen, darüber war er mit ASG-Trainer Sascha Bertow übereingekommen.
Quelle: Die Glocke (04.01.2020)