Im städtischen Jugendheim an der Elfriedenstraße wird im Juni der Arbeiter-Wassersportverein (AWV) Gladbeck gegründet. Der Verein erreicht schnell eine Mitgliederzahl von 150 und entwickelt ein pulsierendes Leben. Im Oktober wird die Kinder- und Jugendabteilung gegründet. Sie legt den Grundstein für eine intensive Jugendarbeit. Nur zwei wöchentliche Übungsstunden im damaligen Hallenbad an der Schützenstraße sind die Wiege der sportlichen Aktivitäten und Erfolge des heutigen VfL Gladbeck 1921 e.V.
Reigenschwimmen und Wasserball werden dem Sportangebot hinzugefügt.
Der AWV entwickelt sich zum Taktgeber im Gladbecker Sportleben. Wettkampfschwimmende, Wasserballspielende und die Kunstreigenmannschaft erzielen in Westdeutschland beachtliche Erfolge.
Protokollauszug Vorstandssitzung
vom 26. November 1925:
Nach einer längeren Diskussion über die Weihnachtsfeier wurde man sich einig, dass die Weihnachtsfeier wegen Mangel an Geld nicht stattfinden kann.
Samstags-Übungsstunden für Leichtathleten und Handballer bieten den Teilnehmenden auf dem Ellinghorster Sportplatz ein leicht wahrzunehmendes Bewegungsangebot. Später werden Faustballspiele hinzugefügt. Am 22. Juni 1926 spielt die Faustball-Mannschaft Otto Fries, Kurt Weck, Erich Weller, Alfred Buschke und Artur Schirrmacher gegen den ATV Bottrop Boy und verliert 72:109. Dies ist eines der wenigen dokumentierten Ergebnisse aus Vorkriegszeiten.
Protokollauszug Vorstandssitzung vom 10. Juli 1926: Dann kam man zur Beratung über den Kauf einer Schreibmaschine. Für das günstige Angebot einer gebrauchten Schreibmaschine sprach sich Artur Schirrmacher, dagegen der Kassierer Paul Opitz und der Vorsitzende Hermann Klenner aus. Es kam zu keinem Beschluss.
Protokollauszug Vorstandssitzung vom 14. Juli 1926: Anlässlich des 5-jährigen Bestehens des Vereins soll an einem Samstagabend ein Schau- und Wettschwimmen im Hallenbad durchgeführt werden. Vorsitzender Klenner teilt mit, dass das Schwimmfest nicht stattfinden kann, weil die Badverwaltung es abgelehnt habe, die Halle zur Verfügung zu stellen, da am Samstagabend der Buersche Verein seine Übungsstunde habe.
Internationale Kontakte ergänzen Spiel und Sport. Im Juli besuchen 2478 zahlende Zuschauende das Schwimmfest im Freibad. Die Sportlerinnen und Sportler kommen aus Finnland, Belgien, Berlin und Westdeutschland. Der AWV wird im Endspiel gegen »Freie Schwimmer Düsseldorf« mit 7:6 Toren Westdeutscher Wasserballmeister seines Sportverbandes.
Weiter wurde beschlossen, dass der alte Wasserball vorläufig noch seine Pflicht tun muss und nur eine neue Blase gekauft werden kann. – Der Vorsitzende gab noch bekannt, dass die Riegenführer in der Frauenübungsstunde Badetrikots tragen müssen, da sie sonst nicht zugelassen würden.
Am 23.01.1931 erfolgt die Gründung einer Fußballabteilung im AWV. Regelmäßig spielen zwei Senioren-, eine Jugend- und eine Alte-Herren-Mannschaft. Die spielstarke 1. Mannschaft gehört bei den Meisterschaftsspielen im Bezirk Gelsenkirchen immer zu den Tabellenersten. Leider sind durch das Nazi-Regime und die Kriegswirren hierzu alle Unterlagen zerstört worden. Bekannt ist nur noch, dass gegen Ende 1931 aus Anlass des 10-jährigen Bestehens die 1. und 2. Mannschaft Spiele gegen die Mannschaften von Buer-Scholven und die Alte-Herren-Mannschaft ein Spiel gegen eine Mannschaft des Reichsbanners austrugen.
Protokollauszug Vorstandssitzung vom 23. Januar 1931: Der Verein pflegt neben Schwimmen, Leichtathletik und Handball auch das Fußballspiel, zu diesem Zweck wird eine Fußballabteilung gegründet.
Der AWV zählt bereits 514 Mitglieder. Im Juli feiert der Verein ein internationales Schwimmfest mit »De Waterfrinden Amsterdam« im Freibad Gladbeck. 2600 Zuschauende säumen dabei die Ränge. Zudem besuchen 600 Gäste trotz schönen Wetters den Kunstschwimm-Wettkampf zwischen ASV Gelsenkirchen und dem AWV Gladbeck im Gladbecker Hallenbad. Im Gegenbesuch starten später 58 Sportler des AWV bei den Schwimmfreunden in Amsterdam.
Die Diktatur der Nazis beginnt. Verfolgung und Terror werden für den AWV und seine Mitglieder unerträglich. Es folgen Hausdurchsuchungen bei Vorstandsmitgliedern durch die Sturmabteilung der Nazis (SA), Überfälle nach den Übungsstunden, der Raub von Schreibmaschine, Vervielfältigungsapparat und Lehrbüchern, der Raub der Vereinskasse und die Vernichtung von Vereinsakten. Die letzte Vereinsratssitzung fand an einem Freitag im März 1933 im Vereinsheim Koopmann statt. Kurz vor Beendigung der Sitzung meldete der ausgestellte Posten die Ankunft des SA-Überfallkommandos. Die Frauen versteckten sich in den Privaträumen der Familie Koopmann. Für die Männer blieb nur der Fluchtweg durchs Fenster und dann über eine hohe Gartenmauer. Kurz danach wurde der AWV verboten.
Ein rühriger und erfolgreicher Sportverein musste dem Terror weichen. Das Vereinsleben war zerstört. Nur die Unentwegten hielten Verbindung miteinander. Bis Ende 1939 fanden geheime Zusammenkünfte in Gladbeck, Haltern, Duisburg und Düsseldorf statt.
Das Sparbuch des AWV war rechtzeitig umgeschrieben worden. Die rund 300,00 Mark wurden später an die Frauen der Freunde ausgezahlt, die im Gefängnis oder im Konzentrationslager waren.
Mit der verlorenen Freiheit ruht das Vereinsleben bis 1945.
Im Schulungsraum der Zeche Graf Moltke findet die erste Vereinsversammlung nach zwölfjähriger Unterbrechung mit 142 Teilnehmenden statt. Unter der Leitung unseres letzten Vorsitzenden (mittlerweile Dorstener), Hans Winkel, wählt die Versammlung Gustav Rogalla zum neuen 1. Vorsitzenden; 2. Vorsitzender: Herbert Kerber; Kassierer: Hermann Ostiadal; Schriftführer: Max Dikus; Sportwart: Artur Schirrmacher.
Am 22. November 1945 findet bereits die erste Übungsstunde in der Turnhalle der Aloysiusschule – die von den Mitgliedern benutzbar hergerichtet worden war – statt. Einen Tag später, am 23. November, wird die erste Übungsstunde in der Kreuzschule und Mitte Dezember die erste Schwimmstunde im Hallenbad abgehalten.
Mit alten und neuen Kräften beginnen der Wiederaufbau und pulsierendes Leben im Verein.