Den Vereinen an Rhein und Ruhr gehen die Vorstände aus

Den Vereinen an Rhein und Ruhr gehen die Vorstände aus

Vor Kurzem hat Herbert Holtmann sein Amt als Sportwart beim Styrumer Turnverein in Mülheim aufgegeben – nach 28 Jahren. „Das war eine erhebliche Sache: zehn bis zwölf Stunden die Woche“, hat sich der 72-Jährige hier eingesetzt. „Zum Schluss habe ich mich körperlich und seelisch überfordert gefühlt.“ Denn Holtmann hat ja nicht nur ein Amt. Als Übungsleiter arbeitet er noch mal sechs bis sieben Wochenstunden. Und dies führt er fort, neben seinem Einsatz als Vorsitzender des Turnverbands Rhein-Ruhr – ein Vereinsverrückter! Einer von denen, ohne die das System zusammenbrechen würde. Und in der Tat, es wackelt gerade.

Mehr als Dreiviertel aller Vereine haben Probleme, Vorstandsposten zu besetzen, erklärt Ferdinand Mirbach von der Robert-Bosch-Stiftung.

Dabei kann man nicht sagen, dass der Verein selbst in der Krise sei. Im Gegenteil, in NRW kommt auf rund 120 Einwohner ein Verein! Das sind rund doppelt so viele, wie vor zwanzig Jahren. Allerdings sind laut Stiftung für Zukunftsfragen „nur noch“ 44 Prozent der Bundesbürger Vereinsmitglied. Vor 25 Jahren waren es noch 62 Prozent. Es gibt also viel mehr viel kleinere Vereine als früher.

Der Bedarf an Vorständen wächst bei gleichzeitigem Mitgliederschwund. Hinzukommen: Arbeitsverdichtung, Ganztagsschule, Bürokratie. Abschreckend: Eine aktuelle Broschüre des Bundesfinanzministeriums zum Steuerrecht für Vereine hat mehr als 130 Seiten!

„Ich musste bei unserer Feier sogar angeben, wo die Tortenplatten und der Grill stehen“, schimpft Holtmann. „Hygienevorschriften! … Die Loveparade ist auch ein ganz herausragender Punkt.“ Sie hat nicht nur zu schärferen Sicherheitsbestimmungen geführt und zu großer Unsicherheit in den Amtsstuben. „Jeder Vorstandskandidat ist heute skeptisch: Was passiert, wenn ich mal was verkehrt mache? Hafte ich dann persönlich?“ Jeder Vorstand, sagt Holtmann, sei mittlerweile darauf bedacht, Juristen, Steuerberater und Buchhalter dabei zu haben.

Einige Ideen

Bei einer Fachtagung der Paritätischen Akademie NRW in Dortmund fragten sich gestern Praktiker aus dem ganzen Land: Tragen die Vereine nicht eine Mitschuld an der Vorstandsmisere? Und was können sie tun? Einige Ideen:

Warum muss jeder Verein einen eigenen Kassierer beschäftigen?

Neue Mitglieder kommen nicht in den Verein, weil sie sich für Verbände interessieren, sondern für Themen und Menschen.

Vereine müssen stärker kooperieren und sich nach außen öffnen.

Warum nicht die Amtszeit der Vorstände begrenzen?

Vereine sollten besser wertschätzen, wenn sich Mitglieder nur phasenweise einsetzen.

Und viel ist gewonnen, weiß Michael Schüring vom Centrum für bürgerschaftliches Engagement in Mülheim, wenn man die Aufgaben der Vorstände klar definiert. „Dann kann man Kandidaten klarer ansprechen, und sie wissen, worauf sie sich einlassen.“

Seine Nachfolgerin als Sportwart beim Styrumer TV hat Herbert Holtmann übrigens schon vor Jahren angesprochen. Lange hat Brigitte Paashaus abgewunken – sie hat sich erst frei genug gefühlt, als sie aus dem Berufsleben ausgeschieden war.

Quelle | www.derwesten.de (Thomas Mader)
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